Mittwoch, 14. Januar 2009

Interview mit den Reisenden

=> English Text below

Photos Cusco – Titicacasee:
http://picasaweb.google.com/marc.buergi/Cusco_LagoTiticaca?feat=directlink

Photos Bolivien – Salar de Uyuni:
http://picasaweb.google.com/marc.buergi/Bolivia_LaPaz_Cochabamba_SalarDeUyuni?feat=directlink


Wo befindet Ihr Euch jetzt gerade?
Marc: Inmitten von Bergen, Seen, Fluessen, Gletschern und Felsen – in El Chalten, dem Trekking-Mekka des argentinischen Patagoniens.

Ab Cusco seid Ihr zunaechst zum Titicacasee gereist. Was habt Ihr dort erlebt?
Esther: Von der peruanischen Seite aus besuchten wir die schwimmenden Inseln, welche aus Schilf gebaut und mit Holzpfaehlen am Grund verankert sind. Erschreckend war, dass die ganzen Abwasser der Stadt Puno mit ueber 100’000 Einwohnern direkt in den See gehen und die Familien auf den Inseln das Seewasser teilweise ungekocht trinken. Ausserhalb der Lagune von Puno ist der See jedoch wunderschoen blau und klar. Von Copacabana auf der bolivianischen Seite fuhren wir zudem zur Isla del Sol, welche gemaess Legende die Wiege der Inkas sein soll. Die Wanderung ueber die Insel war schoen, aber auch etwas muehsam, da jedes Dorf Geld fuer die Benuetzung ihrer steinigen Wege verlangte. Es standen jeweils zwei alte Maenner mitten auf dem Weg und gewaehrten erst Durchlass nach Zahlung der Maut.

Eure Reise ging dann weiter ueber La Paz nach Potosi. Was war besonders?
Marc: Ueber das Altiplano erreichten wir auf 4'000 m.ue.M. El Alto, die Oberstadt von La Paz, von wo aus sich ein eindrueckliches Panorama ueber die an die steilen Haenge gebaute Stadt bot. Die ganze Stadt war ein einziger Strassenmarkt, wo alles Moegliche in kleinen Staenden zu kaufen war. Imposant und ein wenig beunruhigend war das hautnahe miterleben der zahlreichen Strassendemonstrationen. Nach dem Besuch des wirtschaftlich starken Cochabamba mit seinem milden Klima reisten wir nach Potosi, der auf 4000 m.ue.M gelegenen einst reichsten Silberbau-Stadt der Welt. In den Minen starben ueber 8 Mio. Menschen (v.a. indigene und afrikanische Sklaven), was als amerikanischer Holocaust bezeichnet wird, und noch heute werden hier Mineralien unter widrigsten Bedingungen abgebaut.

Wie habt Ihr Weihnachten verbracht?
Esther: Wir waren in Sucre, der offiziellen Hauptstadt Boliviens. Allerdings befindet sich nur das hoechste Gericht hier, Praesident und Parlament sind in La Paz. Wir verbrachten die regnerischen Tage (in Bolivien war Regenzeit) mit Backgammon, gutem bolivianischem Rotwein und Schokoladentruffes mit Guex und sangen ein paar Weihnachtslieder im Hostalzimmer. Zudem machten wir Spaziergaenge durch die Stadt mit ihren weissen Haeusern und gingen zweimal ins Kino.

Wie ist Kino in Bolivien?
Marc: Ungewohnt war die Information am Aushang, dass ein Film nicht gespielt werden kann, da er nicht rechtzeitig geliefert wurde – es war zum Glueck nicht unsere Wahl. Nach dem letzten Satz sprangen die Leute von ihren Sitzen und die Vorfuehrung wurde abrupt beendet, der Abspann gar nicht gezeigt. Irritierend war zudem, dass die Leute mit ihren kleinen Kindern (die natuerlich nach 30 Minuten unruhig wurden) einen dreistuendigen Film besuchten und waehrend dem Film Handyanrufe entgegennahmen.
Esther: Kurz gesagt machten die Leute alles, um emotional nicht in den Film hineingerissen zu werden und stoerten dabei auch alle anderen, gut vermutlich nur uns zwei, die den Film wirklich geniessen wollten. Wir haben das Gefuehl, dass durch die staendige Berieselung mit (meist schlechten und brutalen) Filmen in den Bussen und der Moeglichkeit alle Filme auf der Strasse fuer 1 – 2 Dollar zu kaufen eine Uebersaettigung da ist und sie sich gar nicht auf eine Geschichte einlassen koennen oder wollen.

Wie war die Jeep-Tour, die Ihr von Uyuni aus gemacht habt?
Esther: Diese Tour war ein Hoehpunkt unserer Reise. Sie fuehrte uns ueber den riesigen Salzsee von Uyuni an wunderschoenen, abwechslungsreichen Landschaften vorbei bis nach San Pedro de Atacama im Norden Chiles, wo wir Silvester verbrachten.
Marc: Mit Fahrer, Koechin und 4 weiteren Touristen waren wir drei Tage unterwegs. Wir uebernachteten in einem Salzhotel (wo alles aus Salz gebaut war), besuchten Hoehlen mit versteinerten Algen, die von der Decke haengen, und mit versteckten Graebern, durchquerten unzaehlige Wuesten (mit Steinen, mit Graesern, mit riesigen Kakteen, aus Salz, Lava, Korallen, weiss, hellbraun, dunkelbraun, gruen, schwarz, grau, mit Regen, ohne Regen, bei kaltem Wetter, bei heissem Wetter), besuchten weisse, gruene, rote und blaue Lagunen, sahen tote und aktive Vulkane, heisse Wasserquellen und Geysiere, Vicunias (wilde Lamas), Flamingos, Wuenstenfuechse und wilde Strausse.

Welche kulinarischen Hoehpunkte habt Ihr auf Eurer Reise erlebt?
Esther: Unzaehlig viele. Besonders vermisse ich die vielfaeltigen Suppen und Fruchtsaefte, die es vor allem in Ecuador und Peru, aber auch in Bolivien gab. Hier in Patagonien ist Sommer (auch wenn man es oftmals nicht merkt) und deshalb gemaess Einheimischen keine Suppenzeit. Auf der Jeep-Tour assen wir gegrilltes Lama sowie Lama-Lasagne – sehr lecker! In Valparaiso/Chile war unsere Ernaehrung recht einseitig, da Marc sich ganz chilenisch gab und taeglich mindestens einen Completo (HotDog mit Tomaten, Guacamole und viiiiiiiel Mayonnaise) zu sich nahm und mir die eingeschraenkte Speisekarte in den HotDog-Beizen auch nicht viel Alternativen bot.
Marc: Entsprechend kompensierten wir die uns entgangenen Naehrstoffe dann in Bariloche/Argentinien mit Parilladas, grossen Fleisstuecken vom Grill, die mit Salat und Kartoffelstock begleitet daherkommen sowie Schokoladendesserts in den Teehaeusern. Auch die frischen patagonischen Himbeeren und Kirschen haben uns gut getan und wunderbar geschmeckt. Seit Chile gibt es auch endlich wieder anstaendigen Bohnenkaffee. Der Filterbruehe aus dem Norden trauern wir keinen Moment nach.

Wie sehen Eure Plaene fuer den letzten Reisemonat aus?
Esther: Morgen fahren wir weiter Richtung Sueden zum beruehmten Gletscher Perito Moreno, einem der wenigen der stabil bleibt oder gar waechst. Danach fahren wir nach Ushuaia in Feuerland, der suedlichsten Stadt der Welt und Ausgangspunkt der Antarktis-Expeditionen. Dort wollen wir mit einem Boot die Pinguine besuchen (wenn sie nicht gerade auf einer Tour nach Madagaskar sind...). Am 25. Januar fliegen wir nach Buenos Aires und werden dort - abgesehen von einem Abstecher zu den Iguazu-Faellen - die restlichen Tage bei Tango und Sightseeing verbringen.

[Interview durchgefuehrt von Esther & Marc]

2 Kommentare:

Koala hat gesagt…

Liebe Esther und Marc

Voller Spannung und grösstem Interesse haben wir Euren letzten Reisebericht bzw. das Interview gelesen. Wir sind richtig neidisch, denn der Besuch von Patagonien / Feuerland ist schon lange ein Traum von uns. Sicher könnt Ihr uns dann ein paar Tipps geben, Erfahrung solltet Ihr ja jetzt genügend haben. Wir können noch gar nicht glauben, dass Euer Countdown schon so fortgeschritten ist und Ihr nach knapp einem Monat schon wieder die Rückreise in die Schweiz antreten müsst. Wir wünschen Euch für die restliche Zeit noch viele schöne und unvergessliche Eindrücke mit bekömmlichen Kaffee und vitaminreicher Nahrung.

Liebe Grüsse und mached's guet!
Cornelia & Christian

M.atthiasH hat gesagt…

He ihr beiden, jetzt geht es bei Euch ja schon auf das Ende zu... Sicher habt ihr mehr weinende als lachende Augen. ;-) Auf jeden Fall reinen riesen Respekt vor Eurer Aktion, so lange, so intensiv Südamerkia zu bereisen. Bettina war schon 4 Wochen in Argentinien und hat einige Eurer Punkte auch schon life gesehen. Vielleicht setzte ich mich doch noch mal in ein Flugzeug für eine so lange Strecke. Geniest die letzen Tage, hier in Europ geht der - sehr schöne - Winter gerade seinem Ende entgegen. Ich bin gespannt, ob ihr ein paar Pinguine ins Meer schubsen konntet. :-)

Ganz viele Grüße aus dem Kanton im Norden

Matthias